Vorgeschichte

Nach dem plötzlichen Tod Alexanders des Großen im Jahre 323 v.Chr. in Babylon war die Nachfolge in dessen riesigem, aber kaum konsolidierten Reich ungeklärt. Diejenigen seiner einflussreichsten Generäle, welche sich bei seinem Tod in Babylon befanden, verständigten unter einigen Schwierigkeiten, das Großreich untereinander aufzuteilen, während der schwachsinnige Bruder Alexanders, Philipp Arrhidaios und seinem neugeborenen Sohn Alexander IV. unter der Vormundschaft des Perdikkas nominell herrschten. Nach ihrem Vertrag sollte Perdikkas Asien verwalten, während Ägypten an Ptolemaios ging. Antipater, der als altgedienter Statthalter in Europa gedient hatte, während Alexander in Asien Krieg führte, sollte die Herrschaft über den europäischen Reichsteil behalten. Perdikkas war als Reichsverweser allerdings nicht in der Lage, diese fragile Reichsordnung von Babylon zu erhalten, weshalb seinen “königlichen” Befehlen schon früh zuwidergehandelt wurde. Um ihre eigenen Machtansprüche zu sichern paktierten bald darauf Antipater und Ptolemaios gegen Perdikkas, der sich damit mit der strategisch ungünstigen Lage einer Bedrohung von zwei Seiten her konfrontiert sah. Die Lösung dieser vertrackten Lage sah er darin, seine Kräfte zu teilen und damit die Vereinigung seiner Gegner nach Kräften zu verhindern, um sie dann nacheinander zu schlagen. So marschierte er selbst mit dem größeren Teil der Armee nach Ägypten, mit dem Ziel, Ptolemaios schnell und entscheidend zu schlagen, um sich dann nach Norden gegen Antipater zu wenden, den der ehemalige griechische Schreiber Alexanders, Eumenes von Kardia, aufhalten sollte.

Vorabend der Schlacht

Der Plan der Perdikkaner hätte eigentlich vorgesehen, dass die Armee des Antipater durch die dortige Flotte an der Überschreitung des Hellespont gehindert wird. Diese Flotte lief allerdings zu Antipater über (ein nicht ungewöhnliches Phänomen in den Diadochenkriegen) und beschleunigte den Übertritt dadurch sogar noch. Antipater und dessen Galionsfigur und General, der verdiente Krateros, der unter den Makedonen wegen seines auf dem Alexanderfeldzug erlangten Kriegsruhm hoch geschätzt wurde, setzten auch im Kampf gegen die Perdikkaner zunächst auf ihre Überredungskunst und die internen Differenzen ihrer Gegner. So konnten sie Neoptolemos, den Statthalter von Armenien, zum Überlaufen bewegen, der dabei aber seiner durchaus kampfstarke Phalanx an Eumenes verlor. Wegen der Vorgeschichte des Eumenes als kampfunerfahrener Hofschreiber und “feiger Grieche” (aus Sicht der hegemonialen makedonischen Kriegerkaste) schätzten Antipater und Krateros dessen Fähigkeiten als General sehr gering ein und entschlossen sich in der Folge zur Aufteilung ihrer Truppen: Antipater sollte über Kilikien dem Perdikkas nachjagen, während Krateros den Eumenes in der Schlacht zermalmen würde. 

Der Reputationsunterschied zwischen den beiden Generälen kann hier nicht weit genug herausgehoben werden: Eumenes war ein kleiner Schreiberling, der zuvor kaum in einer Schlacht gekämpft hatte (mit Ausnahme einiger kleiner Kavalleriegefechte kurz vor Alexanders Tod), und dem als Griechen die makedonischen Offiziere seiner Phalanx nur widerstrebend gehorchten. Krateros dagegen hatte sich auf Alexanders Asienfeldzug eine Reputation als ruhmreicher Kämpfer und geschickter Taktiker erstritten, bis er bei Alexander in Ungnade gefallen und nach Europa zurückbeordert worden war. Aus diesem signifikanten Unterschied folgt die Erwartung des Krateros, die Truppen seines Gegners würden bei seinem Anblick augenblicklich zu ihm überlaufen – eine Befürchtung des Eumenes, welche dieser damit zu verhindern versuchte, dass er seinen Truppen am Vorabend der Schlacht den Namen des gegnerischen Generals nicht sagte, sondern ihn als Barbarenhäuptling diffamierte. 

Aufstellung 

Beide Heere waren gemäß der makedonischen Heeresschule mit der kampfstarken Phalanx im Zentrum und jeweils Kavallerie an beiden Flanken aufgestellt. Krateros, der (wie oben erläutert aus guten Gründen) auf das Überlaufen der ihm gegenüberstehenden Truppen setzte, kommandierte die ruhmreiche rechte Flanke, während der zuvor übergelaufene Neoptolemos die Linke befehligte. Um der Gefahr des Überlaufens zu begegnen befahl Eumenes seiner größtenteils aus Makedonen bestehenden Phalanx Zurückhaltung und positionierte auf seiner Linken, also Krateros gegenüber, asiatische Reiterei (unter Pharnabazos und Phoinix), auf welche Krateros keinen Einfluss haben würde. Er selbst befand sich mit seiner handverlesenen und entsprechend kampfstarken kappadokischen Kavallerie auf der Rechten, dem Verräter Neoptolemos gegenüber. 

Verlauf

Zu Beginn der Schlacht wagten sich die Kavalleriekontingente beider Seiten vor, sodass der Kampf schon früh auf beiden Flanken entbrannte. Unerkannt von den asiatischen Reitern wurde Krateros getötet, woraufhin die von ihm geführte rechte Flanke einbrach. Ungefähr zeitgleich erschlug Eumenes angeblich persönlich den Neoptolemos und trieb so auch die Linke in die Flucht. Während die Schlacht so durch die Kavallerie in erstaunlich kurzer Zeit entschieden wurde, hielten sich die Phalangen beider Parteien zurück (angeblich weil Eumenes die gegnerische Phalanx durch Bestechung zu einem Nichtangriffspakt bewegen konnte). Kurz nach dem Ende der Schlacht ergab sich auch die Phalanx des Krateros und lief zu Eumenes über, wodurch dessen Schlachtreihen erheblich gestärkt wurden. 

Folgen

Dieser Sieg glänzt ebenso durch seine Folgenlosigkeit wie durch seine Unerwartetheit. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass der kleine Hofschreiber Eumenes über den ruhmreichen Krateros siegen würde und die Perdikkaner hätten dadurch einen massiven strategischen Vorteil errungen, hatten sie dadurch doch Antipater von seiner makedonisch-europäischen Machtbasis abgeschnitten. Bei seinem Kampf gegen Ptolemaios in Ägypten scheiterte Perdikkas allerdings an der Überschreitung des Nils, woraufhin er von seinen eigenen Offizieren ermordet wurde. Danach waren die Sache der Perdikkaner und der erste Daidochenkrieg zwar verloren, der Kampf des Eumenes ging aber weiter. Er zog sich in seine Satrapie Kappadokien zurück, wo er von dem nach Europa zurückreisenden Antipater unbehelligt gelassen, später von Antigonos dem Einäugigen belagert wurde. Der neue Regent Polyperchon ernannte ihn im Zuge des zweiten Diadochenkrieges, der nach dem Tod des Antipater im Herbst 319 v.Chr. ausgebrochen war, zum Verteidiger des Königtums, als welcher er sich in ganz Asien mit Antigonos dem Einäugigen Kämpfe lieferte. 

  • Vertreter des Königtums (Perdikkaner) ; Opponenten (Antipaters Gefolge)
  • Eumenes von Kardia, Neoptolemos und Alketas ; Antipater und Krateros
  • 20.000 Infanteristen + 5.000 Kavalleristen ; 20.000 Infanteristen + 2.000 Kavalleristen
  • Frühsommer 320 v.Chr.
  • Hellespont (Kleinasian, TUR)
  • Sieg von Eumenes und seinen Perdikkanern
  • k.A. ; einige Gefallene + bis zu 4.000 Gefangene
  • Der Geist auf dem Thron (James Romm)

Kategorien: Antike

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